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Monarchie

MONARCHISTISCHE KOMMUNALREFORM GESCHEITERT

Während in Neustadt a.d.W. noch Blumen an die neue Deutsche Weinkönigin verteilt wurden, traf sich hinter den Kulissen bereits die Politprominenz, um eifrig über das Phänomen Königinnenwahl zu diskutieren. Irgendwie wollte es niemandem so recht einleuchten, weshalb gewählte Königinnen so viel populärer sind als gewählte Politiker. Julia Klöckner, erfahren in beiden Ämtern, brachte es auf den Punkt: „Als Königin gab‘s ständig was ins Glas, als Politikerin nur noch auf die Fresse.“

Ihr pflichtete die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin bei: „Die Frauenquote bei der Königinnenwahl ist wesentlich höher als die in der Politik. Das finde ich ideologisch viel besser.“ Dem Vernehmen nach war es dann Malu Dreyer, die zaghaft einen Vorstoß wagte: „Sollten wir die schwierige Neustrukturierung der Verbandsgemeinden und Landkreise nicht einfach abhaken und statt dessen Weinmonarchien einführen?“ Sofort waren alle Feuer und Flamme für diese Idee. Binnen weniger Gläser Wein war die Karte von Rheinland-Pfalz neu gegliedert. Wo es bereits Weinbaugebiete gibt, sollen künftig die lokalen Weinköniginnen regieren. Für den Hunsrück soll das Amt einer Waldkönigin neu eingeführt, in der Eifel wegen des Gender-Gedankens der Posten des Basaltkönigs geschaffen werden. Im Westerwald musste die Ministerpräsidentin noch einen Parteisoldaten versorgen und schlug deshalb für diese Region einen Heringkönig vor.

Das hätte sie besser nicht getan, denn umgehend dämmerte den Politspitzen die Konsequenz ihres Plans: „Wer braucht eigentlich noch Parteien, wenn überall Majestäten regieren?“, fragten sie sich unisono. Dann zerrissen sie klammheimlich die neue Rheinland-Pfalz-Karte und stellten sich brav an, um Katharina Staab zur gewonnen Wahl zu gratulieren.

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Rechter Rand

RECHTER RAND KRITISIERT WAHLAUSGANG

Heftige Kritik am Ausgang der Bundestagswahl übt die NPD im Wahlkreis Kreuznach. „Nach Auswertung der Wahlergebnisse müssen wir einräumen, völlig bedeutungslos geworden zu sein“, erklärt dazu ein Sprecher. „Einen derart hohen Stimmverlust mussten wir seit 1945 nicht mehr wegstecken.“

Tatsächlich sieht es für die braune Truppe mehr als trübe aus. In manchen Stimmbezirken ist die Anhängerschaft von einem stolzen halben Dutzend auf glatte null Stimmen abgesackt. Den Gedanken, die Wähler könnten endlich weggestorben sein, verwirft der NPD-Sprecher allerdings: „Gerade in den ländlichen Gebieten kennen wir unsere Wähler ja alle noch persönlich. In jedem Dörfchen gibt es üblicherweise eine Handvoll Ewiggestrige, die immer noch uns ihre Stimme gegeben haben. Das scheint nun leider vorbei zu sein.“

Wo die NPD-Getreuen jetzt ihr Kreuzchen machen, kann der Sprecher nur vermuten. „Zu den Roten oder Schwarzen sind die nicht übergelaufen, denn die haben ja auch verloren. Ich habe da jemand ganz anderen in Verdacht.“ Dann spricht er vom „Dolchstoß“, muss andererseits aber auch anerkennen: „Clever gemacht! Selbst wir haben uns nicht getraut, die Leistungen der Deutschen Wehrmacht öffentlich zu beklatschen. Nach zwei Verbotsverfahren müssen wir da vorsichtig sein. Wir können es uns auch nicht erlauben, das Holocaust-Denkmal zu verunglimpfen oder anzukündigen, dass wir Menschen in Anatolien entsorgen wollen wollen. Und wenn wir einfach so Pfefferspray am Wahlstand verteilt hätten, dann wär aber was los gewesen.“

Den Erfolg der neuen Konkurrenz erklärt man sich bei der örtlichen NPD ganz klassisch: „Die haben eindeutig die selben Vorbilder wie wir. Das sieht man schon am Umgang mit der Systempresse. Auf allen Kanälen präsent sein und möglichst provokant dummschwätzen – so hat das schon zu Goebbels Zeiten funktioniert.“ Ob er das Wahlergebnis für eine Ausnahme hält oder sich dauerhaft darauf einstellt, beantwortet der NPD-Mann erstaunlich offen: „Ein deutscher Reichskanzler hat einmal gesagt: Die breite Masse ist blind und dumm und weiß nicht, was sie tut. Ich bin der festen Meinung, dass er Recht hatte.“

Ein Konzept für den künftigen Umgang mit der neuen Konkurrenz existiere bei der NPD derzeit allerdings noch nicht. „Klar ist, dass zurückgeschossen werden muss. Aber wir wissen ja nicht einmal, ob der Feind links oder rechts von uns steht.“ Auf die Frage, ob möglicherweise auch eine Fusion beider Parteien in Betracht komme, gibt man sich bei der NPD illusionslos. „Unsere Wähler sind schon übergelaufen. Faktisch wurden wir annektiert. Ich möchte trotzdem nicht von einer Fusion reden. Bei uns heißt das immer noch Anschluss!“

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Hurrikan-Warnung

HURRIKAN-WARNUNG ZUM MANTELSONNTAG

Zum alltäglichen Ritual im Stadtvorstand gehört ein morgendliches Treffen, das ganz wichtig, „Briefing“ genannt wird. In Ermangelung anderer Aufgaben besteht dieses Briefing lediglich im gemeinsamen Anschauen des Wetterberichts. In letzter Zeit packt den Stadtvorstand bei diesem Briefing allerdings zunehmend der Neid. Denn nahezu wöchentlich donnert ein neuer Hurrikan durch die Karibik, zerstört ein paar Inseln und steuert dann auf das Festland zu.

Auf das amerikanische, nicht das unsrige. Da liegt das Problem. Denn es kann einem Politiker gar nichts besseres als eine Katastrophe passieren, um sich zu profilieren. Gerhard Schröder rettete einst ein Oderhochwasser den Job. Von Silvio Berlusconi weiß längst niemand mehr, wieviele Tänzerinnen er in seine Villen orderte, aber sein Auftritt unter Zigtausend Obdachlosen im mittelitalienischen Erdbebengebiet bleibt unvergessen: „Wie beim Camping hier.“ Kurzum: Katastrophen bringen Politikern Ruhm und Ehre. Die wurden in Kreuznach zuletzt Peter Anheuser zuteil, dessen Einsatz für den Hochwasserschutz ihm den Ehrentitel „Deichgraf“ einbrachte.

So sähe sich Wirtschaftsdezernent Bausch auch gerne. Beim sehnsüchtigen Betrachten der Bilder von überfluteten Städten in Amerika kam dem versammelten Stadtvorstand daher anlässlich eines Briefings dieser Tage die Idee für wenigstens ein bisschen Hurrikan-Feeling in Kreuznach. Denn da gibt es doch tatsächlich eine „Allianz für den freien Sonntag“, die der Stadt ihren Mantelsonntag kaputtmachen will. Unter Hinweis auf geltendes Recht – als ob das in Kreuznach irgendwen interessieren würde. Flugs hat der Stadtvorstand deshalb nun beschlossen, am Tag vor dem Mantelsonntag einen Hurrikan für den Tag danach anzukündigen. Die große Konsumorgie läuft fortan nicht mehr unter dem Namen „Mantelsonntag“, sondern unter der Überschrift „Panikkäufe“. Auf diese Weise sollen die Aufsichtsbehörden und Gerichte ausgetrickst werden.

Gewerkschafter und Kirchenvertreter schäumen zwar vor Wut, die Geschäftsleute hingegen feiern die Idee und lassen bereits Merchandise-Artikel drucken: „KH – Kreuznacher Hurrikan“, wird der Mantelsonntag künftig heißen. Damit der Bluff nicht auffliegt, sind die Kreuznacher aufgefordert, sich anlässlich des Events so zu gerieren, als gäbe es ab dem Tag danach nie wieder etwas zu kaufen. Da sie dies eh seit jeher tun, sollte dies auch künftig gelingen, womit der Mantelsonntag gerettet ist.

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Wahlkamppause

WAHLKAMPFPAUSE

Hoffentlich weiß noch niemand ob und falls doch was er wählen wird. Dennoch bewegt sich bei manchen Parteivertretern ein nur bei Primaten ausgeprägter Körperteil am unteren Rumpfende – auch regio glutea genannt – in Richtung der auf dem Grund fließender Gewässer sich dann bildenden Substanz, wenn bei anhaltenden strengen Frostperioden der Boden aufgrund dauerhaften Frostes tiefgründig gefriert und dann auch in der Gewässersohle Temperaturen unter dem Gefrierpunkt erreicht werden. Infolgedessen wurde der stets überparteilich berichtende und niemandem wohlgeneigte Kreuznachtillon gebeten, sich bis zur Schließung der Wahllokale weiterer unqualifizierter Kommentare zu enthalten. Die Redaktion hat natürlich abgelehnt, sich unqualifiziert zu artikulieren und sich ferner darauf berufen, dass hier grundsätzlich gesagt wird, was eben gesagt werden muss. Allerdings ist gerade nicht ersichtlich, ob und was noch gesagt werden sollte, denn was derzeit andernorts verlautbart wird, wäre besser nie geäußert worden. Das gilt von Trumps Uno-Rede bis … nach unten keine Grenzen.

Der Kreuznachtillon wird sich daher einem selbst auferlegten Schweigegelübde beugen und sich erst nach der Wahl oder nach den Koalitionsverhandlungen oder nach der Regierungsbildung oder nie mehr oder dann, wenn alles weitergeht wie bisher – im Prinzip also jederzeit – wieder äußern. Den Nichtwählern unter den Lesern sei dennoch gesagt: Das Wahlrecht wurde mit Blut erkämpft! Nur wer blutleer ist, verzichtet freiwillig darauf.

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Freie Wirtschaft

KREUZNACHER OB WECHSELT ZU RUSSISCHEM KONZERN

Paukenschlag in der Kreuznacher Kommunalpolitik: Oberbürgermeisterin Dr. Kaster-Meurer wechselt in die freie Wirtschaft. Wie soeben bekannt wurde, übernimmt sie ab dem 1. November den Aufsichtsratsvorsitz beim russischen Staatskonzern Ofneft. Damit endet eine geschickte Desinformationskampagne, denn über ein Jahr lang hatte die OB Gerüchte streuen lassen, sie werde in die Landespolitik wechseln. Zuletzt noch am vergangenen Wochenende war ein Staatsskretärsposten im Gesundheitsministerium heiß diskutiert worden.

Alles nur Ablenkungsmänover, wie sich nun herausstellt. Die Opposition im Stadtrat zeigt sich nicht verwundert: „Wir sind eigentlich immer ahnungslos. Deshalb überrascht uns dieser Schritt nicht“, verkündet ein Stadtpolitiker, der namentlich nicht genannt werden will. Ein anderer bringt es noch gezielter auf den Punkt: „Ofneft? Nie gehört.“

Tatsächlich ist über die russische Firma Ofneft wenig bekannt. Insider wissen zumindest, dass es sich um einen Global Player auf dem heiß umkämpften Weltmarkt für Öfen handelt. Die scheidende OB sieht sich darum als Vermittlerin im Ost-West-Konflikt: „Ich werde mich auch nach meiner Amtszeit für das Wohl der Kreuznacher Bürger einsetzen, zumindest das einiger Bürger, zumindest das der Bürger, die Öfen verkaufen.“ Den Genossen treibt‘s bereits die Tränen in die Augen bei soviel Uneigennützigkeit.Nachdem auch Beigeordneter Bausch der Stadt den Rücken kehrt, wird es nun einsam um den allein im Stadthaus verbliebenen Bürgermeister Heinrich. Der kommentiert die Personalie nur knapp: „Das spart der Stadt Geld und ist darum ein Schritt in die richtige Richtung.“

Unklar ist noch, wie die Landesregierung so lange getäuscht werden konnte. Ministerpräsidentin Dreyer dementiert mittlerweile, dass es überhaupt jemals Wechselgerüchte gab. Ein Wechsel sei schon deshalb nicht in Betracht gekommen, weil es an einem geeigneten Nachfolger für das Amt des Kreuznacher Obetbürgermeisters fehle. „Wir wollten keinesfalls in Kreuznach eine neue Baustelle aufreißen“, beharrt Dreyer. Dieser Plan dürfte nun gründlich schief gegangen sein. Nicht nur Kornmarkt und Wassersümpfchen geben Zeugnis davon, wie viele Baustellen nach Kaster-Meurers Weggang offen bleiben.