SCHLAFLOS IN KREIZNACH
Kaum ist der Jahrmarkt vorbei, rückt das nächste Fest in den Blickpunkt der Kreuznacher. Das ist jedoch weder das Fischerstechen, noch der Ebernburger Markt, sondern eines unserer muslimischen Mitbürger. Am Abend des 31. August beginnt nämlich das höchste Fest im Islam: Das mehrtägige Opferfest. Traditionell wird zu diesem Anlass ein Schaf geschlachtet, was manchen Kreuznachern jetzt bereits schlaflose Nächte bereitet.
„Ich kann abends einfach nicht abschalten“, berichtet Hilde Müller aus dem Pariser Viertel. „Deshalb liege ich dann im Bett und zähle Schafe. Letztes Jahr fehlte schon nach dem ersten Festtag das kleine Pummelige das immer als Nummer 15 vorbei lief. Ich habe mir die ganze Nacht Sorgen um das Tier gemacht.“ Ähnlich erging es auch dem Schorsch aus der Mühlenstraße, der seinen Namen nicht preisgeben will: „Ich trinke zum Schlafen immer ein paar Halbe. Normalerweise muss ich dann nur drei Schafe zählen, dann penne ich weg. Aber letztes Jahr kam nach dem Opferfest kein Einziges mehr.„
Die islamische Gemeinde geht sehr behutsam mit dem Thema um. Da das Opferfleisch ohnehin gespendet werden soll, ruft der Iman mittlerweile dazu auf, vorwiegend schlaflose Kreuznacher zu bedenken. Das führt zu angenehmen Träumen bei denen, die gebratene Hammelkeulen oder gegrillte Lammkotletts bekommen. Bei Hilde Müller klappte das hingegen nur sehr eingeschränkt. „Am dritten Tag des Festes fehlten schon fünf Schafe beim Zählen“, berichtet sie aus dem Vorjahr. „An deren Stelle tanzten Schafskopfsuppen vor mir herum. Diese Schädel ohne Augen, das war schon gewöhnungsbefürftig.“
Andere Kreuznacher sehen das Fest auch als Chance, so etwa dieStadtratsfraktion der CDU. Die bereut gerade bitter, dass es ihr nie gelungen ist, gute Kontakte zu den Muslimen aufzubauen. „Jetzt wäre die beste Zeit, ein schwarzes Schaf loszuwerden“, mahnt Silke Dierks per E-Mail an die Mitglieder. Und sie rät zum Klinkenputzen wie im Wahlkampf, fordert alle Mitglieder auf, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Dafür verspricht sie auch eine attraktive Belohnung: „Wer das Problem löst, kann den Fraktionsvorsitz haben.“