KREUZNACHER BUTTERFASS GESCHMOLZEN
Steffen Kaul gilt als Spezialist für Kreuznacher Stadtgeschichte. Daher ist ihm bei seiner letzten Stadtführung auch sofort aufgefallen, was bisher als undenkbar galt: Das Butterfass ist leer!
„Das Butterfass wurde am 23.5.1346 mittags um Viertel nach Drei erstmals urkundlich erwähnt“, doziert Kaul. „Seither gibt es keinen einzigen Bericht darüber, dass es jemals ohne Butter war. Ich selbst komme regelmäßig hier vorbei, es ist das erste Mal, dass ich es leer sehe.“ Mit einer Erklärung ist er noch zurückhaltend. „Es war in den letzten Wochen zwar ziemlich heiß, aber ich glaube nicht, dass die Sonne schuld ist, denn Temperaturen über 30 Grad sind auch für den 13.8.1742 und den 10.6.1859 belegt. Am Silvestertag 1901 war es sogar 30 Grad minus, trotzdem ist die Butter nicht geschmolzen.“ Ob möglicherweise der Klimawandel schuld ist, bezweifelt Kaul. „Die alten Quellen erwähnen keinen Klimawandel.“
Oberbürgermeisterin Dr. Kaster-Meurer ist bereits aktiv. „Diesmal lasse ich mir nicht vom Klopfer die Butter vom Brot nehmen“, verkündet sie. „Das Fass wird auf meine Initiative neu befüllt. Wir brauchen nur noch Butter. Einen Freund mit einem Ofen zum Schmelzen habe ich bereits.“
Auch Julia Klöckner lässt das Phänomen keine Ruhe. „Ich habe umgehend in Brüssel bei meinemFreund Jean-Claude Juncker angerufen“, teilt sie aus der Mongolei mit, wo sie gerade für Rheinland-Pfalz die Export-Chancen von Dornfelder feinherb erkundet. „Leider wurde der letzte Butterberg der EU schon vor 20 Jahren als Weihnachtsbutter verhökert. Die CDU wird deshalb ein Misstrauensvotum gegen Malu Dreyer beantragen.„
Eine schnelle Lösung des Problems könnte aktuell allerdings am Umweltschutz scheitern, denn selbstverständlich wurde die Gewässeraufsicht bereits pflichtgemäß eingeschaltet. „Wenn die Butter in dem Fass schmilzt, läuft sie direkt in die Nahe“, zeigt man sich bei der Landespflege besorgt. „Butter ist ein tierisches Produkt. Sie gefährdet unsere Bemühungen, die Hechte und Zander zu veganer Lebensweise zu erziehen.“ Aus Sicht der Gewässerschützer muss das Butterfass mit einer Doppelwanne aus Edelstahl so gesichert werden, dass schmelzende Butter zunächst restlos aufgefangen wird. Anschließend müsse die Butter in einer noch zu errichtenden Kläranlage gereinigt und von dort in das Butterfass zurückgeleitet werden. Eine Forderung, die bei Steffen Kaul nur Kopfschütteln hervorruft. „Das hott’s frieher nit gebb“, kommentiert er.