Leseprobe

Aus „Dexheimers Gedanken“

Oderhochwasser


Nach wochenlangen Regenfällen stehen in Polen große Gebiete längs der Oder unter Wasser. Man musste kein Prophet sein, um zu erkennen, dass dieses Hochwasser nach Deutschland hineinschwappt. Allerdings musste man Wissenschaftler sein, um vorherzusagen, wann genau dies sein würde.
Dieser Tage nun war es so weit und siehe da: Die Wissenschaftler waren nur äußerst mittelmäßige Propheten. Letztlich kam die Flutwelle nämlich zehn Stunden früher an und war obendrein noch deutlich höher, als die Experten dies berechnet hatten.
Für die Menschen vor Ort ist dies natürlich bedauerlich. Ich selbst finde das sehr beruhigend. So kann man selbst einer Naturkatastrophe noch etwas Positives abgewinnen.
Rechnen denn nicht die Klimaforscher uns ständig vor, dass die Welt untergeht, wenn wir Samstagmorgens die Frühstücksbrötchen mit dem Auto holen? Wissen sie nicht heute schon genau, um wie viele Zehntel Grad die Temperatur sich in hundert Jahren an jedem beliebigen Punkt der Welt verändert haben wird?
Plötzlich aber stellen wir fest, dass diese Wissenschaft äußerst dubios ist. Der Praxistest wurde offensichtlich nicht bestanden. Sowohl Zeitpunkt als auch Höhe des Hochwassers wurden grundlegend falsch berechnet und zwar um einen halben Tag. In dieser Zeit hätte man wie im Mittelalter einen berittenen Boten aus den polnischen Hochwassergebieten schicken können. Der hätte den Scheitelpunkt der Flutwelle wahrscheinlich präziser vorhergesagt, als die messtechnisch hochgerüsteten Experten.
Die wissen wahrscheinlich selbst dann, wenn die Brückenhäuser schon überschwemmt sind, noch nicht genau, ob der Kornmarkt auch geflutet wird.
Da wage ich endlich einmal eine Frage, die mich schon lange quält: Wenn Eis in Wasser schmilzt, sinkt der Wasserstand – so haben wir es in Physik gelernt. Jeder Drink an einer sommerlichen Bar bestätigt mir dies immer wieder.
Der Nordpol ist schwimmendes Eis. Wie können die Meeresspiegel dann steigen, wenn dieses Eis schmilzt?
Spätestens seit dem Oderhochwasser bin ich nicht mehr bereit, der Klimaforschung jede Weisheit abzukaufen.