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Kreuznachtillon

Wahlbetrug

NEUE OB GESUCHT

Über 8000 Stimmen!

Sieht man einmal von der unerklärlichen Wettbewerbsverzerrung durch die Freunde hoher Spritpreise ab, hat sie ganz klar das beste Einzelergebnis eingefahren: die Oberbürgermeisterin. 8000 Stimmen, das ist etwa so viel wie alle kleinen Parteien zusammen. Sie ist also ein echtes politisches Schwergewicht, die Oberbürgermeisterin.

Daher verwundert es nicht, dass sie ihrer Verantwortung gerecht wird und das ihr anvertraute Ratsmandat selbstverständlich annehmen will. Zwar sagt die Gemeindeordnung, dass Oberbürgermeister automatisch Mitglied des Stadtrates sind, weshalb es eigentlich eine Fake-Show war, überhaupt zu kandidieren. Es steht den Hauptamtlichen aber selbstverständlich frei, das Hauptamt niederzulegen, um das 8000 Stimmen schwere Ehrenamt wahrzunehmen.

Angesichts von mittlerweile 11 Gruppierungen im Kreuznacher Stadtrat und künftigen Mehrheiten, die hinsichtlich ihrer Stabilität an das gute alte Mikado erinnern, verdichten sich die Gerüchte, dass die OB hinschmeißt. „Warum soll ich mir ständig neue Stimmen suchen, wenn ich schon 8000 habe?“, wird sie von Insidern zitiert. Und dabei hat sie Unterstützung von ganz oben. Gott persönlich, bei den Sozen (noch) Nahles genannt, hat bereits gesprochen: „8000 Stimmen – das sind derzeit etwa 10 Prozent unserer bundesweiten Wählerschaft. Darauf können wir nicht verzichten.“

Und so wird die Stadt Bad Kreuznach sich wohl bald für den nächsten Wahlkampf rüsten müssen. Denn die OB will das Vertrauen von 8000 Stimmen nicht missbrauchen und wird ihr bisheriges Amt zur Verfügung stellen. Politiker aller Couleur zollen ihr bereits Respekt: „Das ist ein herausragendes Beispiel für glaubwürdige Politik. Endlich werden die Wähler mal nicht für dumm verkauft.“

Wer jetzt allerdings ernsthaft glaubt, dass diesen hehren Worten auch Taten folgen, hat immer noch nicht begriffen, was wir sind: Stimmvieh, über das sie in ihren Hinterzimmern lachen. Mehr nicht.

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Rechter Rand

RECHTER RAND KRITISIERT WAHLAUSGANG

Heftige Kritik am Ausgang der Bundestagswahl übt die NPD im Wahlkreis Kreuznach. „Nach Auswertung der Wahlergebnisse müssen wir einräumen, völlig bedeutungslos geworden zu sein“, erklärt dazu ein Sprecher. „Einen derart hohen Stimmverlust mussten wir seit 1945 nicht mehr wegstecken.“

Tatsächlich sieht es für die braune Truppe mehr als trübe aus. In manchen Stimmbezirken ist die Anhängerschaft von einem stolzen halben Dutzend auf glatte null Stimmen abgesackt. Den Gedanken, die Wähler könnten endlich weggestorben sein, verwirft der NPD-Sprecher allerdings: „Gerade in den ländlichen Gebieten kennen wir unsere Wähler ja alle noch persönlich. In jedem Dörfchen gibt es üblicherweise eine Handvoll Ewiggestrige, die immer noch uns ihre Stimme gegeben haben. Das scheint nun leider vorbei zu sein.“

Wo die NPD-Getreuen jetzt ihr Kreuzchen machen, kann der Sprecher nur vermuten. „Zu den Roten oder Schwarzen sind die nicht übergelaufen, denn die haben ja auch verloren. Ich habe da jemand ganz anderen in Verdacht.“ Dann spricht er vom „Dolchstoß“, muss andererseits aber auch anerkennen: „Clever gemacht! Selbst wir haben uns nicht getraut, die Leistungen der Deutschen Wehrmacht öffentlich zu beklatschen. Nach zwei Verbotsverfahren müssen wir da vorsichtig sein. Wir können es uns auch nicht erlauben, das Holocaust-Denkmal zu verunglimpfen oder anzukündigen, dass wir Menschen in Anatolien entsorgen wollen wollen. Und wenn wir einfach so Pfefferspray am Wahlstand verteilt hätten, dann wär aber was los gewesen.“

Den Erfolg der neuen Konkurrenz erklärt man sich bei der örtlichen NPD ganz klassisch: „Die haben eindeutig die selben Vorbilder wie wir. Das sieht man schon am Umgang mit der Systempresse. Auf allen Kanälen präsent sein und möglichst provokant dummschwätzen – so hat das schon zu Goebbels Zeiten funktioniert.“ Ob er das Wahlergebnis für eine Ausnahme hält oder sich dauerhaft darauf einstellt, beantwortet der NPD-Mann erstaunlich offen: „Ein deutscher Reichskanzler hat einmal gesagt: Die breite Masse ist blind und dumm und weiß nicht, was sie tut. Ich bin der festen Meinung, dass er Recht hatte.“

Ein Konzept für den künftigen Umgang mit der neuen Konkurrenz existiere bei der NPD derzeit allerdings noch nicht. „Klar ist, dass zurückgeschossen werden muss. Aber wir wissen ja nicht einmal, ob der Feind links oder rechts von uns steht.“ Auf die Frage, ob möglicherweise auch eine Fusion beider Parteien in Betracht komme, gibt man sich bei der NPD illusionslos. „Unsere Wähler sind schon übergelaufen. Faktisch wurden wir annektiert. Ich möchte trotzdem nicht von einer Fusion reden. Bei uns heißt das immer noch Anschluss!“

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Wahlprognose

PARTEIEN ZUR WAHL

Weil es gerade modern ist, hat auch der Kreuznachtillon ein Forum mit den im Wahlkreis Kreuznach antretenden Direktkandidaten veranstaltet, um deren Ansichten über Politik zu erkunden. Die Antworten differierten zwischen blabla und blablabla.

Wie bei anderen Veranstaltungen auch waren hinterher alle so dumm wie vorher und außerdem der einhelligen Meinung, man hätte sich das Ganze auch sparen können. Aufschlussreich waren aus Sicht der Redaktion aber zumindest die Antworten auf die abschließende Frage, die da lautete: Wer wird 2018 deutscher Fußballmeister? Hierzu vertraten die Kandidaten endlich einmal unterschiedliche Auffassungen, nämlich folgende:

CDU: Dazu möchte ich mich nicht äußern, um unsere bayerische Schwesterpartei nicht zu verärgern.

SPD: Wir sind die Partei der Verlierer. Fragen Sie mich lieber, wer absteigt.

DIE LINKE: Die Bundesliga ist ein übler Hort des Kapitalismus. 90 min. Arbeit mit nur 15 min. Pause sind unzumutbar. Ich unterstütze die Mannschaft, die ihren Spielern eine Stunde Halbzeit gewährt.

BÜNDNIS ACH DU GRÜNE NEUNE: Meisterschaft klingt nach Leistungsdruck, das lehne ich ab. Wichtig ist, dass der Rasen mit einer Sense gemäht wird und Flüchtlinge freien Eintritt ins Stadion erhalten.

FDP: Meine Sympathie gilt grundsätzlich denjenigen, die uns am meisten spenden.

AFD: Gewinnen wird die Mannschaft mit dem stärksten Rechtsaußen. Und der Sieg wird endgültig sein.

FREIE WÄHLER: Ich sehe mich als Experten, deshalb beziehe ich niemals vorher klar Stellung, sondern kritisiere stets hinterher.

DIE PARTEI: Es ist ein Kreuz mit diesem Wahlkampf. Ständig wird man irgendwas gefragt. Ich bin für die Mannschaft der Einhörner.

Meinungsforscher und Politikwissenschaftler haben die sehr differenzierten Statements eingehend analysiert und keine klare Antwort daraus herleiten können. Das als führend geltende Institut delphianoracle ist sich jedoch zumindest in einem Punkt sicher: „Die Farben der nächsten Regierungsparteien werden nicht die des nächsten deutschen Fußballmeisters sein.“