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Gender

KREUZNACH GENDERT STRASSEN

„Prost ihr Säcke, Prost du Sack!“, Das grölen sich seit jeher Abiturienten, Studenten und sonstige -enten beim fröhlichen Zechen zu. In Zeiten, wo schon Scherze über das dritte Geschlecht zur Staatskrise hochdiskutiert werden, ist der politisch korrekten Frau*In soetwas pflichtschuldigst zuwider. Das städtische Dezernat für Frauengleich- und -bevorrechtigung hat sich daher auf die Suche gemacht nach solchen und anderen Auswüchsen offen ausgelebter Männlichkeit.

Und man bzw. frau bzw. es wurde fündig. Aus einem als vertraulich eingestuften Bericht der Alles-Nivellierungs-Kommission geht Skandalöses hervor: Denn es gibt in der Stadt zwar mehre Sackgassen, aber nur ein Kaltes Loch. Im Ranking der geschlechtsneutralen Städte droht Kreuznach daher eine Herabstufung wegen Ungleichbehandlung der Geschlechter durch Straßennamen. Derzeit beraten die Gremien, wie aus der weibliche Anatomie passende Straßennamen gebildet werden könnte. Nicht wenige halten allerdings schon die durch eine Straße ausgelöste Assoziation per se für eine sexuelle Diskriminierung der Frau.

Währenddessen schritt die OB zur Tat, um das Problem von der anderen Seite anzugehen. Im Stadtteil Südost kastrierte sie kurzentschlossen zwei Sackgassen. Auf dem Foto sieht man sie beim entscheidenden Schnitt. Das maliziöse Lächeln dabei sei reiner Zufall, versichert der Pressesprecher. Gerüchten zufolge sollen kurzfristig noch weitere Aktionen dieser Art folgen, denn passend zum Fest erhalte man dadurch zugleich frohe Ostereier.

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Linksverkehr

LINKSVERKEHR IM KREISEL

Die Stadt Bad Kreuznach geht neue Wege bei der Verkehrssicherheit. Denn Unfallschutz liegt der Stadtverwaltung am Herzen. Dazu wurden bereits Hauptzufahrtsstraßen zur 30er-Zone gemacht und Brücken einfach gesperrt. Als besonders unfallträchtig haben die Verkehrsplaner nun jedoch die Verkehrskreisel erkannt – und davon gibt es ja einige in der Stadt.

Nachdem sich Gutachter im Auftrag der Verwaltung ein ganzes Jahr mit dem Verkehrsfluss im Kreisel beschäftigt haben, steht fest: Es gibt drei »Gefahrenquellen der zirkulären Mobilität« – so heißt das im Fachjargon. Etwas laienhafter ausgedrückt ist damit gemeint, dass es im Kreisel vor allem bei drei Gelegenheiten knallt, beim Reinfahren, beim Rumfahren und beim Rausfahren. Die Oberbürgermeisterin dankte den Gutachtern ausdrücklich für diese bahnbrechende Erkenntnis.

Ein weiteres Gutachten ist in Auftrag, um Lösungen für das Problem zu erarbeiten. Beim Verkehrsamt hat sich allerdings bereits sein Sachbearbeiter gewagt, selbständig zu denken. Seine Lösungsvorschläge sind verblüffend einfach: »Bei 90% aller Unfälle kollidiert ein von links kommendes Auto mit einem von rechts kommenden. Würde man den Verkehrsfluss einfach umdrehen, gäbe es dieses Problem nicht mehr.« Der Verkehr wird darum künftig links herum durch den Kreisel geführt. Bei der Stadt erhofft man sich dadurch ein gehöriges Plus an Sicherheit. »Wenn ich nach rechts in einen Kreisel abbiege, steigt sofort mein Blutdruck«, schwärmt der Verkehrsdezernent. »Was da abgeht, ist nicht mehr normal. Künftig wird es diese Situation so nicht mehr geben, weil ich völlig entspannt nach links abbiegen kann.«

Kritiker werfen der Stadt allerdings vor, der Bürger schaue ohnehin schon viel zu sehr nach rechts und diese Tendenz werde durch die angedachte »Kreisel-Umfahrungs-Neuregelungs-Verordnung« in bedenklicher Weise gefördert. Diese Bedenken nimmt man in der Verwaltung durchaus ernst: »Wir wollen niemanden zwingen, nach rechts zu schauen. Wer sich dadurch in seinen Befindlichkeiten gestört fühlt, darf die Kreisel daher auch in umgekehrter Richtung nutzen.«

Beim Land wurden bereits Fördergelder beantragt für eine bundesweit einmalige Testphase »Beidseitige Kreiselnutzung – freie Fahrt für freie Bürger.« Bedenken hat man in der Verwaltung keine: »Der Kreisel ist doch rund, da ist es letztlich egal, in welcher Richtung man fährt, denn alle Wege führen zum Ziel. Es ist nicht mehr zeitgemäß, Bürgern vorzuschreiben, in welcher Richtung sie Kreisel befahren.«

Bei aller Euphorie für die neuen Bürgerfreiheiten, warnen Sicherheitsexperten vor einer möglichen Zunahme der Unfallzahlen. Dem will man in der Stadt dadurch begegnen, dass die Kreisel zusätzlich überbrückt und untertunnelt werden. Fördergelder sind bereits beantragt. »Wer das Risiko scheut, dass solche Freiheiten mit sich bringen, kann künftig einfach geradeaus über den Kreisel oder auch drunter durch fahren«, referiert der Verkehrsdezernent. Bis zum Abschluss der notwendigen Umbaumaßnahmen werde aus Sicherheitsgründen ein Zeitmodell eingeführt. Vor einer geraden Stunde geht es rechts rum, vor einer ungeraden links herum. Allerdings nur wenn der Kreiselumfang mehr als das Vierfache des Kreiseldurchmessers beträgt. In allen anderen Fällen wird einfach nach Wochentagen die Fahrtrichtung gewechselt. Und damit der Bürger sich das auch merken kann gilt: Rechts der Nahe beginnt sonntags der Rechtsverkehr, links davon der Linksverkehr.

Die Oberbürgermeisterin ist ganz begeistert von den neuen Möglichkeiten. »Jetzt müsste doch wirklich für jeden was dabei sein«, schwärmt sie. »Endlich kann ich es mal allen recht machen.«

Die derzeit überall feiernden Neu-Abiturienten fragen sich allerdings trotz steigender Blutalkoholwerte, ob es überhaupt einen Anwendungsfall für die normierte Kreisel-Umfang-Durchmesser-Methode gibt. Da die entsprechende Satzung aber von Juristen gemacht wird, stört das Niemanden, denn auch wenn alles schöner, neuer, besser oder sonstwie anders wird, gilt ein Grundsatz fort: Juristen können nicht rechnen.