RECHTER RAND KRITISIERT WAHLAUSGANG
Heftige Kritik am Ausgang der Bundestagswahl übt die NPD im Wahlkreis Kreuznach. „Nach Auswertung der Wahlergebnisse müssen wir einräumen, völlig bedeutungslos geworden zu sein“, erklärt dazu ein Sprecher. „Einen derart hohen Stimmverlust mussten wir seit 1945 nicht mehr wegstecken.“
Tatsächlich sieht es für die braune Truppe mehr als trübe aus. In manchen Stimmbezirken ist die Anhängerschaft von einem stolzen halben Dutzend auf glatte null Stimmen abgesackt. Den Gedanken, die Wähler könnten endlich weggestorben sein, verwirft der NPD-Sprecher allerdings: „Gerade in den ländlichen Gebieten kennen wir unsere Wähler ja alle noch persönlich. In jedem Dörfchen gibt es üblicherweise eine Handvoll Ewiggestrige, die immer noch uns ihre Stimme gegeben haben. Das scheint nun leider vorbei zu sein.“
Wo die NPD-Getreuen jetzt ihr Kreuzchen machen, kann der Sprecher nur vermuten. „Zu den Roten oder Schwarzen sind die nicht übergelaufen, denn die haben ja auch verloren. Ich habe da jemand ganz anderen in Verdacht.“ Dann spricht er vom „Dolchstoß“, muss andererseits aber auch anerkennen: „Clever gemacht! Selbst wir haben uns nicht getraut, die Leistungen der Deutschen Wehrmacht öffentlich zu beklatschen. Nach zwei Verbotsverfahren müssen wir da vorsichtig sein. Wir können es uns auch nicht erlauben, das Holocaust-Denkmal zu verunglimpfen oder anzukündigen, dass wir Menschen in Anatolien entsorgen wollen wollen. Und wenn wir einfach so Pfefferspray am Wahlstand verteilt hätten, dann wär aber was los gewesen.“
Den Erfolg der neuen Konkurrenz erklärt man sich bei der örtlichen NPD ganz klassisch: „Die haben eindeutig die selben Vorbilder wie wir. Das sieht man schon am Umgang mit der Systempresse. Auf allen Kanälen präsent sein und möglichst provokant dummschwätzen – so hat das schon zu Goebbels Zeiten funktioniert.“ Ob er das Wahlergebnis für eine Ausnahme hält oder sich dauerhaft darauf einstellt, beantwortet der NPD-Mann erstaunlich offen: „Ein deutscher Reichskanzler hat einmal gesagt: Die breite Masse ist blind und dumm und weiß nicht, was sie tut. Ich bin der festen Meinung, dass er Recht hatte.“
Ein Konzept für den künftigen Umgang mit der neuen Konkurrenz existiere bei der NPD derzeit allerdings noch nicht. „Klar ist, dass zurückgeschossen werden muss. Aber wir wissen ja nicht einmal, ob der Feind links oder rechts von uns steht.“ Auf die Frage, ob möglicherweise auch eine Fusion beider Parteien in Betracht komme, gibt man sich bei der NPD illusionslos. „Unsere Wähler sind schon übergelaufen. Faktisch wurden wir annektiert. Ich möchte trotzdem nicht von einer Fusion reden. Bei uns heißt das immer noch Anschluss!“