HEIDENSPAß IN KREUZNACH
Kaum ist Ostern, zirkulieren Auferstehungsgerüchte in der Stadt. Gleich mehrere Augenzeugen bekunden, Bürgermeister Heinrich lebend gesehen zu haben. Nachdem die Jugendorganisation seiner Partei zuletzt seinen Rücktritt gefordert hatte, war mehrfach berichtet worden, er habe sich totgelacht. Von einem österlichen Wunder will der Politiker jedoch nicht sprechen. „Totgesagte leben eben länger“, kommentiert er lakonisch.
Derweil erwies sich der Großangriff einer Partei auf das Christentum als Rohrkrepierer. Der Versuch, das Tanzverbot an Karfreitag zu kippen, scheiterte an einer Frist. Die vermeintlichen Vorkämpfer für die Tanzfreiheit haben daher nun den nächsten stillen Feiertag ins Visier genommen: den Volkstrauertag. Die Texte zum Karfreitagstanz wurden bereits umgeschrieben. „Wir danken Stadt und Angehörigen von Kriegstoten, dass sie durch das Verbot aufzeigen, dass wir immer noch in Zeiten leben, in denen Trauernde ihren nicht-trauernden Mitmenschen ihren Willen aufzwingen können, statt die Vergangenheit einfach ruhen zu lassen“, lautet ein erster Entwurf, der aber die Witzpartei selbst nicht überzeugt. Auch die Idee, zum Volkstrauertag Bierzelte neben die Friedhöfe zu stellen und den Protest gegen das Tanzverbot durch sogenannte „Weltkriegsbesäufnisse“ zu demonstrieren, wurde bereits wieder verworfen. Irgendwo hat auch Satire Grenzen, räumt „die Partei“ mittlerweile reumütig ein. „Vielleicht zeugt es ja auch von Geistesgröße, das Bedürfnis Anderer nach einem stillen Feiertag einfach zu tolerieren, anstatt wie ein trotziges Kind dagegen zu opponieren.“