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Weinpreisinflation

KREUZNACHER GROSSBANKEN GEGEN WEINPREIS-INFLATION

Der Mann hatte Durst, den ganzen Tag schon, jede Theke in der Stadt war er bereits abgelaufen. Wie unzählige Male zuvor erfolglos praktiziert, betrat er die letzte Weinstube, die er in Kreuznach noch nicht aufgesucht hatte, legte seinen 5-Euro-Schein auf die Theke und bat flehentlich um ein Glas Wein. Dieses Mal hatte er Glück: „Naja, ich will mal nicht so sein„, sagte der Wirt. „Ein Schnapsgläschen voll kannste dafür haben, aber nur bis zwei Finger unter die Eich.

So geht es Vielen derzeit, seit die Weinpreise in der Gastronomie fast jeden Tag neue Rekordmarken erreichen. Gemäßigte Weintrinker fragen sich bereits angstvoll, wann der Preis für ein Glas den für die ganze Flasche übersteigt. Wer gerne mal ein Gläschen mehr trinkt, ist längst umgestiegen auf andere Getränke: „Wenn ich Menge und Alkoholgehalt ins Verhältnis setze, ist Wein immer die teuerste Lösung„, erläutert ein geübter Trinker. „Bier und Schnaps in lockerem Wechsel ist eindeutig billiger. An Feiertagen ordere ich auch mal ein paar Flaschen Champagner. Aber Wein? Unbezahlbar!“

Genau aus diesem Grund entbrennt aktuell der ewige Konkurrenzkampf zwischen Sparkasse und Volksbank an den Theken der Weinstuben. „Wir sehen uns traditionell als Förderer der heimischen Wirtschaft“, erklärt Peter Scholten von der Sparkasse Rhein-Nahe. „Darum können wir die Weintrinker in dieser Hochpreis-Phase nicht alleine lassen.“ Sein Haus biete aktuell eine Bis-zu-14,5-Volumenprozent-Finanzierung an. Die könne direkt an der Theke abgeschlossen werden. „Wir finanzieren den Trinkbedarf bis zum Monatsende ohne großen bürokratischen Aufwand vor“, erläutert Scholten. „Der Wirt schenkt auf Pump aus, wir geben Kredit und berechnen Zinsen in Höhe des Alkohols. Milder Kabinett ist so schon für 8,5 % zu bekommen, schwere Burgunder kommen etwas teurer.“

Dieses Konzept lehnt man bei der Volksbank Rhein-Nahe-Hunsrück entschieden ab. „Wir sehen uns traditionell als Förderer der heimischen Wirtschaft“, erklärt dort Horst Weyand. „Die Sparkasse verdirbt den guten Weingeschmack und verleitet zu billigem Fusel. Mein Haus setzt wie immer auf Qualität, darum nehmen wir günstige 12 % von allen gleichermaßen. Wer es richtig knallen lässt, fährt dadurch sogar noch besser.“

Unterschiede gibt es auch bei den Sicherheiten. Während die Sparkasse in klassischer Weise eine Gehaltsabtretung fordert, setzt die Volksbank eher auf die Hinterlegung des Fahrzeugbriefes. „Wir betrachten das als zusätzlichen Service für den Kunden“, erläutert Weyand. „Spätestens auf der Heimfahrt wird dieser Klientel doch sowieso der Führerschein entzogen. Da ist es besser, sie überlassen das Auto uns.“

Die Förderung der sozialschwachen Bevölkerungsschichten bereitet beiden Banken noch Kopfzerbrechen. „Wir können lediglich das Kindergeld vorfinanzieren, mehr wäre unverantwortlich“, erklären sie unisono. „Erfahrungsgemäß reicht das pro Kind für eine Woche Trinkgenuss. Eltern von mindestens vier Kindern können also weiterhin unbesorgt die Halben abpumpen – vorausgesetzt die Weinpreise steigen nicht noch weiter an.“

Wenn der Preis für das Remischen die 20-Euro-Grenze knackt, will die Sparkasse sich aus der Trinker-Zwischenfinanzierung zurückziehen. „Das wird uns dann zu riskant“, räumt Scholten ein. Eine Steilvorlage für Horst Weyand von der Volksbank, um die verhasste Konkurrenz endlich zu überholen, denn der gewiefte Banker hat für diesen Fall noch ein Ass im Ärmel: „Wir stehen in Verhandlungen mit Notar Frank Czaja. Der wird künftig elektronisch direkt von den Tresen dieser Stadt aus erreichbar sein, um den Weinkonsum mittels Hypothek abzusichern. Auf diese Weise können unsere Kunden ganz klassisch Haus und Hof versaufen. Wir lassen niemanden mit Durst im Stich.“

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Parteienstreit

PARTEIENSTREIT GESCHLICHTET

Der gemeine Kreuznacher denkt bei Parteienstreit an seinen Stadtrat, insbesondere an die Großkoalitionäre, die miteinander müssen, aber gegeneinander wollen. Was sich aktuell in den Stadtteilen Bosenheim, Ippesheim und Planig ereignete, hatte jedoch nichts mit dem Stadtrat zu tun, sondern mit einer ominösen Welle von Parteigründungen in den Vororten. Das besondere dabei: Alle drei neu gegründeten Parteien firmierten unter dem Kürzel AfD. Daher musste nun Heike Emrich, Schiedsfrau im Schiedsamtsbezirk IV entscheiden, wem der Name gebührt. Gestern kam es zur Anhörung.

Der Neugründer aus Planig erschien sturzbetrunken. Er erläuterte, dass seine Partei sich als reine Wirtschaftspartei sehe, daher bedeute AfD aus seiner Sicht „Alkoholiker für Deutschland“. Mehr hatte er nicht zu bieten, für ein AfD-Parteiprogramm sei das aber völlig ausreichend, teilte er mit.

Als „Armleuchter für Deutschland“ trat der Bosenheimer Neugründer an. Er betonte, ihm gehe es um die öffentliche Moral: „Es gibt drei Kunstfiguren, die unserer Kultur schaden, wenn Menschen sich mit ihnen identifizieren“, dozierte er. „Sitte und Anstand leiden bei den Kindern durch Pippi Langstrumpf, bei den Jugendlichen durch Harry Potter und bei den Erwachsenen durch Julia Klöckner.“ Beobachter meinen, an diesem Punkt gewisse Sympathien bei der Schiedsfrau entdeckt zu haben.

Beim dritten Neugründer handelte es sich um eine Frau, dürr, ausgemergelt, klapprig wie ein Storch. Nach ihrem Parteiprogramm befragt gab sie an, das Filmepos „Herr der Ringe“ zensieren zu wollen. Das Auenland solle umbenannt werden in Gauland. Als während der Befragung draußen Kinderlärm zu hören war, faselte sie etwas von Schießbefehl. Ansonsten habe sie einfach das Programm einer schon wesentlich bekannteren Partei gleichen Namens kopiert. Das Kürzel AfD bedeute nach ihrer Lesart“Arschlöcher für Deutschland“. So wolle sie sich und ihre Partei in der Öffentlichkeit wahrgenommen wissen. Verwirrung stiftete die Kandidatin Klapperstorch mit ihrer Koalitionsaussage für den Fall eines Wahlsiegs. „Wenn es nicht für die absolute Mehrheit reicht, werde ich mit den Grünen als Juniorpartner die Macht übernehmen.“ Erst auf Nachfrage erläutete sie die Hintergründe dieser Entscheidung: „Deutschland braucht endlich wieder einen Vizekanzler Göring – wenn auch mit Eckardt im Doppelnamen.“

Anstelle einer Beratung zog sich Schiedsfrau Emrich anschließend zum Erbrechen zurück. Danach entschied sie, den Namen AfD den Arschlöchern für Deutschland zuzusprechen. Auftreten und Programm seien derart überzeugend, dass die Identität mit dem bundesweiten Vorbild nicht geleugnet werden könne. Danach erteilte sie ein Hausverbot für die Stadtteile in ihrer Zuständigkeit und riet der nun offiziellen AfD-Vertreterin Bad Kreuznachs, auch das restliche Stadtgebiet zu meiden. Unsympathen gebe es in der örtlichen Politikszene bereits einige, so Emrich abschließend. „Und noch jemanden, der dummes Zeug labert, braucht der Stadtrat keinesfalls.“

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Dieselsteckdose

Konzertierte Aktion der Kreuznacher Automobilwirtschaft: Werkstätten, Tankstellen und Autohäuser haben dieser Tage die Initiative „Bei uns kommt das Diesel aus der Steckdose“ ins Leben gerufen. Einer der Mitinitiatoren ist Recai Simsek, Gutachter und Werkstattbetreiber in der Konrad-Frey-Straße.

Simsek erinnert sich ganz dunkel noch an die Energiediskussion der 1980er Jahre. Damals habe es einen ähnlichen Slogan gegeben und nur dadurch sei es gelungen, den Atomausstieg um rund 30 Jahre zu verzögern. Viele hätten sich nämlich angesichts einer Steckdose gesagt: „Völlig egal, wo der Saft herkommt.“ An diese Erfolgsgeschichte einer wortakrobatischen Meisterleistung wollen die Vertreter der Kreuznacher Automobilwirtschaft nun anknüpfen.

Denn es besteht Handlungsbedarf! „Ich verkaufe zur Hälfte Diesel und zur Hälfte Benziner“, erklärt Hatschi Halef Omar, der im Brückes einen Gebrauchtwagenhandel betreibt. „Wenn der Verkauf an Dieseln wegbricht, muss ich diese Hälfte von der anderen Hälfte abziehen. Und was bleibt mir dann? Nichts!“ Ähnlich dramatisch sehen es – wenn auch mit einem Grinsen im Gesicht – seine Berufskollegen: „Hatschi reagiert oft ziemlich verschnupft“, erläutert einer von ihnen, der namentlich nicht genannt werden will. „Er kalkuliert brutto gleich netto, das ist nicht immer einfach. Wir seriösen Händler führen natürlich Buch. Unser Geschäft funktioniert dadurch, dass wir uns ständig unsere eigenen Autos wechselseitig verkaufen. – Carusell nennen wir das. Dadurch erhalten wir jeden Monat eine Vorsteuererstattung vom Finanzamt. Von der wir dann leben.“ Welche Rolle der Diesel dabei spielt, scheint auf den ersten Blick fraglich, doch der namenlose Informant gibt auch darüber Auskunft: „Das Umsatzsteuer-Carusell funktioniert nur, solange wir unter der Hand Diesel verkaufen. Hauptabnehmer dafür sind nämlich Handwerker und Landwirte – und die zahlen bar ohne Quittung. Wenn dieses Geschäft wegbricht, wird es schwierig.“

Um genau dies zu verhindern, rüsten die Tankstellen im Kreisgebiet nun um: „Für den Kunden ändert sich nichts“, erklärt der Inhaber einer Tankstelle in der Rüdesheimer Straße zufrieden. „Aber am anderen Ende der Leitung, dort wo das Diesel aus der Zapfsäule kommt, befindet sich nun eine Attrappe in Stteckdosenform. Darüber ein Warnhinweis: Vorsicht Strom! – Ökologischer geht es nicht.“ Durch das Diesel aus der Steckdose habe man den Umsatz sogar noch steigern können, freut sich Dirk Stiebitz von der Tanke in Windesheim: „Meine Dieselzapfsäule ist mit ‚Danger! High Voltage!‘ beschriftet. Da brummt das Geschäft wie nie zuvor. Die Leute behaupten ernsthaft, sie könnten mit dem Diesel aus der Steckdose noch schneller rasen als vorher. Neulich tankte hier ein Porsche. Daraufhin hat sich prompt ein Winzer mit seinem Traktor an der nächsten Straßenecke auf die Lauer gelegt. Der wollte es unbedingt auf ein Wettrennen anlegen.“

Damit schließt sich auch für die Werkstatt Simsek der Kreis: „Seit die Dieselfahrer denken, sie würden mit Strom fahren, ist das schlechte Gewissen gegenüber der Umwelt nicht mehr vorhanden. Die treten wieder richtig auf’s Gaspedal“, freut sich der Inhaber. „Vor allem diejenigen, die meinen, sie hätten Starkstrom im Tank, fliegen im Akkord aus der Kurve. Das Reparaturgeschäft läuft besser denn je.“

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KuWeiBos

KUWEIBOS PRÄSENTIEREN JAHRESPROGRAMM

Mit viel Wein und Häppchen trafen sich gestern auf Gut Hermannsberg die Kultur- und Weinbotschafter an der Nahe. Nachdem die Vorsitzende des Arbeitskreises deutscher Kuweibos das Impulsreferat „Kuh – Weib – Kuweibo – über die Evolution einer neuen Spezies“ gehalten hatte, wurde feierlich das Jahresprogramm für 2019 vorgestellt.

Die Frage nach dem Programm für 2018 beantwortete Mitorganisatorin Silke Marx leicht genervt: „Leider dauern unsere beliebten Kostümführungen manchmal geringfügig länger. Wir werden daher das kommende Jahr komplett dazu benötigen, die dieses Jahr begonnenen Exkursionen endlich einmal abzuschließen. Künftig wird die Dauer solcher Wanderungen auf maximal 12 Stunden gedeckelt.“

Zum Auftakt des Jahres 2019 bieten dann Heike Kinkel und Gail Treuer eine ihrer beliebten Kostümwanderungen an: „Mit Schinder & Hannes auf den Spuren dieses Mannes“. Ein kleiner Spazierganz zur Einstimmung soll es werden, der von Bad Kreuznach aus über Idar-Oberstein, Kirchberg, Kastellaun und Simmern wieder zurück an den Eiermarkt führt, wo die Teilnehmer ein kleiner Umtrunk erwartet.

Weitere beliebte Kostümwanderungen des Duos wird es in jedem Monat geben, wobei der Februar (Schnee & Glöckchen in kurzen Röckchen), der Oktober (Mit Kasper &Seppel ab in die Äppel) sowie die Jahresabschlusswanderung im Dezember (Mit Michel & Mort an jeden Ort) herausstechen dürften.

Das „Kochen mit Wildkräutern“ fällt leider aus. Dazu Heinz Kaul: „Jahrelang habe ich den Leuten gezeigt, wo die Wildkräuter wachsen. Jetzt finde ich selbst keine mehr. Die grasen alles ab. Ich kaufe meine Kräuter nun wieder im Supermarkt.“

Wer Interesse an Heimatkunde hat, sollte sich frühzeitig zur Veranstaltung „Vom Frondienst zur Tourismusabgabe – Raubrittertum gestern und heute“ anmelden. Es entbehrt sicher nicht einer gewissen Ironie, das der Vortrag von Dr. Michael Vesper gehalten wird.

Eher der allgemein-historischen Fortbildung dient die Reihe „Spurensuche“. Dazu heißt es im Programmheft: „Gemeinsam wollen wir uns jeden Monatsersten auf die Suche machen nach den Ereignissen der Weltgeschichte. Die Erbauer der Pyramiden, die Vermesser der Seidenstraße, Winnetou & Old Shatterhand – irgendwer muss doch Spuren hinterlassen haben in unserem schönen Naheland. Die gilt es zu entdecken. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, die Teilnehmer werden aber gebeten, reichlich Zeit mitzubringen.“

Politisch-kritisch eingestellte Zeitgenossen laden die Kuweibos ein zu einem Rundgang durch den Steinbruch „Martha“ nahe Bad Sobernheim. Dort sollen die Für und Wider des Projekts diskutiert werden. Anschließend gibt es je nach Meinung grüne oder schwarze Trillerpfeifen, um eine Sprengung ablehnend oder unterstützend akustisch zu begleiten. Zur Erfrischung wird eine bunte Auswahl eigens für diese Veranstaltung kreierter Molotowcocktails gereicht, die je nach Gusto auf die Steinbruchbetreiber oder die Vertreter einer Bürgerinitiative geworfen werden können. Ein besonderer Clou wird dabei der unauffällige Rückzug vor der herannahenden Polizei sein, denn die Veranstaltung ist so konzipiert, dass ihre Teilnehmer sich ohne Zusatzkosten einer beliebten Kostümwanderung des Duos Kinkel/Treuer anschließen können. Die Exkursion „Mit Dippe & Daab die Nahe auf und ab“ ist dann gerade auf dem Rückweg nach Bingen und wird die Randalierer aus dem Steinbruch diskret integrieren.

Absoluter kultureller Höhepunkt des Jahres dürfte allerdings ein Gastsspiel der rheinhessischen Kuweibos werden, die im August in der Römerhalle das Beste präsentieren wollen, was ihre Keller zu bieten haben. „15 klassische Fehlschmecker erkennen und bestimmen“, lautet der Titel der Veranstaltung. Passend dazu gibt es eine zünftige rheinhessische Brotzeit, bestehend aus edlem Blauschimmelbrot, über Vollmond im Eichenholzfass gereiften Mettbrötchen und dreierlei altem Käse in fünferlei Richtungen verlaufen. „Es ist immer wieder ein Erlebnis, wenn die Gäste diesen beißenden Ammoniak auf der Zunge spüren und nicht sicher sind, ob er vom Wein oder vom Essen kommt“, freuen sich die Kuweibos schon jetzt.

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Ersatz-Günni

OBERBÜRGERMEISTERIN SUCHT ERSATZ-GÜNNI

Bad Kreuznach am ersten Sonntag im August. Sommerzeit, Ferienzeit. Alle Menschen genießen das Leben in der idyllischen Kleinstadt. Alle bis auf einen: Auf der Terrasse seines Anwesens liegt auf einem Camping-Relax-Stuhl der Ehemann von Oberbürgermeisterin Dr. Kaster-Meurer.

Er wirkt verkatert, kühlt seine Stirn mit einem Eisbeutel. Seine Stimme ist schwach, sie zittert ein wenig, als er von seinen gewaltige Sorgen berichtet: „Von den diversen Oktoberfesten in der Stadt bis zum Nockherbersch der Fidelen Wespe wird meine Heike ständig zu Fassbieranstichen eingeladen. Und weil sie so pflichtbewusst ist, beginnt sie immer am ersten August den Anstich zu trainieren. Für mich die härteste Zeit des Jahres.“ Er blinzelt gequält gegen die Sonne, betupft mit dem Eisbeutel seine Schläfen. Eigentlich sollte es ein Geheimnis bleiben, doch der Mann trägt schwer an seinem Schicksal, darum sprudelt es einfach so heraus aus ihm: „Sie trainiert mit großer Disziplin. Dreimal täglich ist Standard. Am Wochenende, wenn mehr Zeit ist, übt sie sogar fünfmal täglich“ berichtet der Günni. „In der bevorstehenden Kampagne möchte sie mit dem Rückhandanstich beeindrucken. Da kommen bestimmt noch ein paar Trainingseinheiten extra dazu.“

Es fällt ihm schwer, seine Gedanken zu ordnen. Man ahnt, was er durchmacht. Anfangs habe er diese Zeit geliebt, räumt er ein. Aber mit den Jahren, gehe es an die Substanz. „Das muss ja auch alles getrunken werden“, stöhnt er dann. „Meine Heike ist sehr sparsam. Die mag keine Reste, darum sticht sie ein neues Fass erst an, wenn ich das davor geleert habe.“ Um auf Alles vorbereitet zu sein, variiere die OB zudem, berichtet der Günni weiter. „Mal nimmt sie 10-Liter Fässer, mal 30er, mal 50er. Ich weiß nie genau, was mich erwartet, weiß nur, dass ich die ganze Brühe wegsaufen muss.“

Er hält kurz inne, schnappt nach Luft, richtet sich dann spontan auf. „Ich glaube, es hebt mich“, entschuldigt sich der Günni vorsorglich, aber es kommt nur ein Rülpser von rund einer halben Minute Dauer. Anschließend lehnt er sich ermattet zurück, nickt kurz weg, zuckt unruhig wieder hoch. „Mittlerweile verfolgt es mich bis in den Schlaf“, flüstert er. „In meinen schlimmsten Albträumen spukt sie mit Brauerschürze, Zapfhahn und Holzhammer herum.“

Doch neulich habe er den Aufstand geprobt, sie inständig und auf Knien gebeten, es doch einfach mal nur mit einer 5-Liter-Dose zu probieren. „Das hat meine Situation ein wenig verbessert„, gesteht der Günni kleinlaut. Man habe sich ausgesprochen und die OB habe Verständnis für seine Lage gezeigt. „Ich muss jetzt nur noch ein Fass täglich trinken, um ihr das Gefühl zu geben, dass ich ihr Training unterstütze.“ Für alles, was darüber hinaus geht, werde jemand eingestellt. Die Bewerbungsphase läuft, wer ein von der OB angestochenes Fass leertrinken möchte, kann sich ab sofort im Stadthaus melden.

Ob noch weitere eheliche Pflichten auf Externe ausgelagert werden, will die Oberbürgermeisterin erst am Ende der Fassanstich-Saison bekannt geben, also beim Kreiznacher Nockherbersch 2018.