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Kreuznachtillon

Linksverkehr

LINKSVERKEHR IM KREISEL

Die Stadt Bad Kreuznach geht neue Wege bei der Verkehrssicherheit. Denn Unfallschutz liegt der Stadtverwaltung am Herzen. Dazu wurden bereits Hauptzufahrtsstraßen zur 30er-Zone gemacht und Brücken einfach gesperrt. Als besonders unfallträchtig haben die Verkehrsplaner nun jedoch die Verkehrskreisel erkannt – und davon gibt es ja einige in der Stadt.

Nachdem sich Gutachter im Auftrag der Verwaltung ein ganzes Jahr mit dem Verkehrsfluss im Kreisel beschäftigt haben, steht fest: Es gibt drei »Gefahrenquellen der zirkulären Mobilität« – so heißt das im Fachjargon. Etwas laienhafter ausgedrückt ist damit gemeint, dass es im Kreisel vor allem bei drei Gelegenheiten knallt, beim Reinfahren, beim Rumfahren und beim Rausfahren. Die Oberbürgermeisterin dankte den Gutachtern ausdrücklich für diese bahnbrechende Erkenntnis.

Ein weiteres Gutachten ist in Auftrag, um Lösungen für das Problem zu erarbeiten. Beim Verkehrsamt hat sich allerdings bereits sein Sachbearbeiter gewagt, selbständig zu denken. Seine Lösungsvorschläge sind verblüffend einfach: »Bei 90% aller Unfälle kollidiert ein von links kommendes Auto mit einem von rechts kommenden. Würde man den Verkehrsfluss einfach umdrehen, gäbe es dieses Problem nicht mehr.« Der Verkehr wird darum künftig links herum durch den Kreisel geführt. Bei der Stadt erhofft man sich dadurch ein gehöriges Plus an Sicherheit. »Wenn ich nach rechts in einen Kreisel abbiege, steigt sofort mein Blutdruck«, schwärmt der Verkehrsdezernent. »Was da abgeht, ist nicht mehr normal. Künftig wird es diese Situation so nicht mehr geben, weil ich völlig entspannt nach links abbiegen kann.«

Kritiker werfen der Stadt allerdings vor, der Bürger schaue ohnehin schon viel zu sehr nach rechts und diese Tendenz werde durch die angedachte »Kreisel-Umfahrungs-Neuregelungs-Verordnung« in bedenklicher Weise gefördert. Diese Bedenken nimmt man in der Verwaltung durchaus ernst: »Wir wollen niemanden zwingen, nach rechts zu schauen. Wer sich dadurch in seinen Befindlichkeiten gestört fühlt, darf die Kreisel daher auch in umgekehrter Richtung nutzen.«

Beim Land wurden bereits Fördergelder beantragt für eine bundesweit einmalige Testphase »Beidseitige Kreiselnutzung – freie Fahrt für freie Bürger.« Bedenken hat man in der Verwaltung keine: »Der Kreisel ist doch rund, da ist es letztlich egal, in welcher Richtung man fährt, denn alle Wege führen zum Ziel. Es ist nicht mehr zeitgemäß, Bürgern vorzuschreiben, in welcher Richtung sie Kreisel befahren.«

Bei aller Euphorie für die neuen Bürgerfreiheiten, warnen Sicherheitsexperten vor einer möglichen Zunahme der Unfallzahlen. Dem will man in der Stadt dadurch begegnen, dass die Kreisel zusätzlich überbrückt und untertunnelt werden. Fördergelder sind bereits beantragt. »Wer das Risiko scheut, dass solche Freiheiten mit sich bringen, kann künftig einfach geradeaus über den Kreisel oder auch drunter durch fahren«, referiert der Verkehrsdezernent. Bis zum Abschluss der notwendigen Umbaumaßnahmen werde aus Sicherheitsgründen ein Zeitmodell eingeführt. Vor einer geraden Stunde geht es rechts rum, vor einer ungeraden links herum. Allerdings nur wenn der Kreiselumfang mehr als das Vierfache des Kreiseldurchmessers beträgt. In allen anderen Fällen wird einfach nach Wochentagen die Fahrtrichtung gewechselt. Und damit der Bürger sich das auch merken kann gilt: Rechts der Nahe beginnt sonntags der Rechtsverkehr, links davon der Linksverkehr.

Die Oberbürgermeisterin ist ganz begeistert von den neuen Möglichkeiten. »Jetzt müsste doch wirklich für jeden was dabei sein«, schwärmt sie. »Endlich kann ich es mal allen recht machen.«

Die derzeit überall feiernden Neu-Abiturienten fragen sich allerdings trotz steigender Blutalkoholwerte, ob es überhaupt einen Anwendungsfall für die normierte Kreisel-Umfang-Durchmesser-Methode gibt. Da die entsprechende Satzung aber von Juristen gemacht wird, stört das Niemanden, denn auch wenn alles schöner, neuer, besser oder sonstwie anders wird, gilt ein Grundsatz fort: Juristen können nicht rechnen.

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Die Linde

GULDENTAL GEHT GEGEN GEFÄHRDER VOR

Etwa ein Vierteljahr ist es her, dass der Guldentaler Gemeinderat sich mit einem Naturdenkmal befasste, Ortskundigen bekannt als „de Linnebaam am Heljeheisje“. Da de Linnebaam schon ungefähr sein erstes Jahrtausend hinter sich hat, wunderten sich die Ortsvertreter über dessen schüttere Krone und erkannten eine Gefahr für das Gemeinwohl. Die Lösung war bald gefunden, und zwar auf typisch Guldentaler Art: tabula rasa!

Heute morgen ließ die Ortsbürgermeisterin dann zum Vollzug blasen. Genehmigung? Einschaltung der zuständigen Behörden? Gutachten eines Baumpflegers? Alles Fehlanzeige, denn mit Vorschriften nimmt man es in Guldental nie so genau. Da zählt eher, was Krach macht, im Falle des Lindenbaums also die Motorsäge. Dem Einsatz einiger mitdenkender Mitbürger war es dann zu verdanken, dass de Linnebaam nicht einem dubiosen Ratsbeschluss zum Opfer fiel.

Vorerst hat also der gesunde Menschenverstand – wie häufig außerhalb der politischen Gremien zu finden – gesiegt. Aber de Linnebaam ist schwer geschädigt. Einmal rundherum wurde die Rinde bereits abgeschält. Die Verantwortung dafür weist die Ortsbürgermeisterin von sich: „Ich war‘s nicht, die Rinde hat mein Hund weggeknabbert.“

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Fitnessrausch

STADTRAT IM FITNESSRAUSCH

Inspiriert durch die Werbung einer örtlichen Muckibude entschloss sich der Stadtrat jüngst zu einem kollektiven Sportprogramm, um sich für den anstehenden Kommunalwahlkampf zu rüsten. „Mehr Fitness, mehr Muskeln, weniger Gewicht“ lautete das Motto, weshalb die Fraktionsvorsitzenden umgehend die Teilnahme verweigerten: „Wir sind politische Schwergewichte, Abnehmen wird unserer Bedeutung nicht gerecht.“ Folglich traten nur die Hinterbänkler zum Training an.

Um Kosten zu sparen hatte die Kämmerei den günstigsten Anbieter ermittelt und den Zuschlag an „Hakan‘s Güm“ erteilt, dessen Studio sich jedoch als reine Kampfsport-Arena erwies, weshalb alsbald die ersten Opfer zu beklagen waren. Gleich beim Einzug des Stadtrates verwickelte Karl-Heinz Delaveaux den Eigentümer in eine Diskussion über die Sauberkeit des Studios. Dem Vernehmen nach befindet sich Delaveaux immer auf der Intensivstation des Marienwörth, aber bereits auf dem Weg der Besserung.

Mangels geeigneter Trainingsgeräte gingen die Ratsmitglieder danach zum Warmwerden unter fachkundiger Anleitung des Betreibers mit bloßen Fäusten aufeinander los. Eine Disziplin, die überraschenderweise von Herrmann Bläsius dominiert wurde, der zu seiner Entschuldigung ausführte: „Ich habe umfassende Vorkenntnisse, denn ich war Lehrer am Röka.“ In den Kampfpausen wurde Shisha geraucht und das ein oder andere leistungssteigernde Getränk konsumiert. Besonders gefiel den Ratsmitgliedern ein Energy-Drink mit dem regional klingenden Namen „Anaboli-KH“.

Währenddessen kramte der Trainer aus dem Keller ein paar rostige Samurai-Schwerter hervor, die vor allem von den Frauen begeistert eingesetzt wurden. Etwa ein Dutzend kleingehackte Club-Sessel aus der Fitness-Lounge wird die Stadt gesondert zahlen müssen. Beim Zweikampf mit dem Nunchaku – auch Würgeeisen genannt – sollen etliche Ratsmitglieder lange schwelende persönliche Rivalitäten endlich einmal geklärt haben.

Die abschließende Bewertung der Veranstaltung fiel daher positiv aus: „Im Vergleich zu einer Stadtratssitzung der reinste Urlaub.“ Besonders begeistert war Ratsmitglied Ensminger-Busse, die zwischenzeitlich ihre Kampf-Fraktion verlassen und es als Einzelkämpferin gewagt hatte, den Studiobetreiber herauszufordern. Auch wenn beide Augen vorübergehend mit Veilchen garniert sind, zeigte sie sich trotz gebrochenen Unterkiefers von Glückshormonen durchflutet: „Nun fühle ich mich endlich wertgeschätzt.“

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Kreuznacher Rotation

NEUES VOM KREUZNACHER ROTATIONSVERFAHREN

Die Parteienlandschaft der Stadt kommt und kommt nicht zur Ruhe. Vergleiche der Wahlvorschläge bei der letzten Kommunalwahl mit der aktuellen Zusammensetzung der Fraktionen im Stadtrat haben ergeben, dass zwischenzeitlich mehr Ratsmitglieder das Parteibuch gewechselt, als es beibehalten haben.

Jüngstes Beispiel: Werner Klopfer. Der Mann, der als Kopf der mittlerweile exekutierten Bürgerliste in den Stadtrat einzog, um sich dann in der CDU zum Vorsitzenden aufzuschwingen, hat offenbar erneut die Fronten gewechselt und prangt nun auf Wahlkampfflyern der AfD. Kritiker des kommunalen Dauer-Stehaufmännchens hatten bei diesem schon länger einen gewissen Trend zu populistischen Thesen diagnostiziert. Spätestens seit er die Ausländerpolitik seiner Fraktion auf bloße Das-Boot-ist-voll-Slogans reduziert hatte, wurde der jetzige Kursschwenk vorhersehbar.

Welche Gründe genau Klopfer dazu bewogen, nun für die AfD zu posen, sind noch nicht bekannt. Insider vermuten, dass die bayerische Herkunft ausschlaggebend gewesen sein könnte. So lässt sich ein Parteikollege, der namentlich nicht genannt werden will, wie folgt zitieren: „Nach bayerischem Verständnis ist Migration die Mutter aller Probleme. Klopfer hat erkannt, dass irgendwer auch deren Vater sein muss.“

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WM-Einladung

OB SUCHT WM-EINLADUNG

Feiern bei Freunden war vor zwei Wochen noch die Devise der Oberbürgermeisterin für das WM-Finale. „Angesichts der zahlreichen Bevölkerungsgruppen in der Stadt gehe ich davon aus, mit irgendwem den Pokalgewinn feiern zu können“, ließ sie damals verlauten. Da hatten ihr zwei Nationen allerdings bereits einen Strich durch die Rechnung gemacht und sich gar nicht erst qualifiziert. Jubeln bei Pizza oder Döner kam also nie in Betracht.

Dass zur Siegesfeier nicht auf einem Campingplatz gegrillt würde, nahm sie damals noch erleichtert zur Kenntnis. Nach der Vorrunde war auch Schniposa keine Alternative mehr. Statt dessen hoffte sie auf eine Einladung in ein argentinisches Steak-Haus. Kaum war diese Idee gescheitert, rückte der Portugiesische Club ins Visier der Stadtchefin – allerdings nur kurz. Aktuell hofft sie auf Paella, gern auch in der scharfen mexikanischen Variante oder Ražnjići. Vorstellen könnte sie sich auch Sushi.

Dem Gastgeberland gönnt sie den Titel nicht. „Wir haben zwar eine große russische Gemeinde, aber diese Mengen an Vodka würde ich nicht überleben.“ Ähnliche Vorbehalte hegt sie gegenüber weiteren Titelaspiranten: „Fish in chips ist nicht so mein Ding, Moules et frites geht im Sommer gar nicht, Käse ist und bleibt Käse, egal ob die Franzosen, die Schweizer oder die Schweden ihn herstellen.“

Das lenkt den Blick nach Südamerika. „Die Brasilianer haben eine Freikirche im Brückes. Keine Ahnung, was man da isst“, schaut die OB kritisch in die Zukunft. „Und die Achse Kreuznach-Uruguay ist schlecht ausgebaut. Ich weiß noch nicht mal, ob die Uruguayaner oder Uruguayesen heißen.“ Bliebe noch eine letzte Variante, die von der OB aktuell klar favorisiert wird: „Ich könnte mir vorstellen, dass ich mir bei der Siegerehrung eine paar lines reinziehe. Denn was tut man nicht alles für die Völkerverständigung.“