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Vorsicht-Kolumnen

Januar 2020

Januar 2020
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Kreuznachtillon

Wahlbetrug

NEUE OB GESUCHT

Über 8000 Stimmen!

Sieht man einmal von der unerklärlichen Wettbewerbsverzerrung durch die Freunde hoher Spritpreise ab, hat sie ganz klar das beste Einzelergebnis eingefahren: die Oberbürgermeisterin. 8000 Stimmen, das ist etwa so viel wie alle kleinen Parteien zusammen. Sie ist also ein echtes politisches Schwergewicht, die Oberbürgermeisterin.

Daher verwundert es nicht, dass sie ihrer Verantwortung gerecht wird und das ihr anvertraute Ratsmandat selbstverständlich annehmen will. Zwar sagt die Gemeindeordnung, dass Oberbürgermeister automatisch Mitglied des Stadtrates sind, weshalb es eigentlich eine Fake-Show war, überhaupt zu kandidieren. Es steht den Hauptamtlichen aber selbstverständlich frei, das Hauptamt niederzulegen, um das 8000 Stimmen schwere Ehrenamt wahrzunehmen.

Angesichts von mittlerweile 11 Gruppierungen im Kreuznacher Stadtrat und künftigen Mehrheiten, die hinsichtlich ihrer Stabilität an das gute alte Mikado erinnern, verdichten sich die Gerüchte, dass die OB hinschmeißt. „Warum soll ich mir ständig neue Stimmen suchen, wenn ich schon 8000 habe?“, wird sie von Insidern zitiert. Und dabei hat sie Unterstützung von ganz oben. Gott persönlich, bei den Sozen (noch) Nahles genannt, hat bereits gesprochen: „8000 Stimmen – das sind derzeit etwa 10 Prozent unserer bundesweiten Wählerschaft. Darauf können wir nicht verzichten.“

Und so wird die Stadt Bad Kreuznach sich wohl bald für den nächsten Wahlkampf rüsten müssen. Denn die OB will das Vertrauen von 8000 Stimmen nicht missbrauchen und wird ihr bisheriges Amt zur Verfügung stellen. Politiker aller Couleur zollen ihr bereits Respekt: „Das ist ein herausragendes Beispiel für glaubwürdige Politik. Endlich werden die Wähler mal nicht für dumm verkauft.“

Wer jetzt allerdings ernsthaft glaubt, dass diesen hehren Worten auch Taten folgen, hat immer noch nicht begriffen, was wir sind: Stimmvieh, über das sie in ihren Hinterzimmern lachen. Mehr nicht.

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Vatertag

VATERTAG ABGESAGT

Seit wann es Brauch ist, an Christi Himmelfahrt saufend einen ominösen Vatertag zu feiern, lässt sich nicht mehr klären. Fest steht nur, dass gestandenen Katholiken die Zweckentfremdung des Feiertages seit jeher ein Dorn im Auge ist. Interessiert hat das bisher niemanden, aber jetzt kommt Bewegung in die Sache. Denn der diesjährige Vatertag fällt in den Ramadan.

Bedenkenträger und Toleranzapostel schlagen allerorten die Hände über dem Kopf zusammen: Alkohol und Grillen in der muslimischen Fastenzeit? Ein Unding! Frauke Klotzbacher-Pimpelhuber, die von keinem außer sich selbst Beauftragte für Integration, Toleranz und Tierrechte (BITTCH) hat den Vatertag bereits zu einem Tag des kollektiven Mitfastens erklärt und fordert, dass die Bierstände nur vor und nach Sonnenaufgang zapfen dürfen.

Bei christlichen Gläubigen kam unterdessen kurz Hoffnung auf, Christi Himmelfahrt könne nun im ursprünglichen Sinne und ohne Saufexzesse begangen werden. Daraus wird aber ebenfalls nichts, da modernistisch veranlagte Geistliche auch darin einen Konflikt sehen: „Dass der Sohn Gottes in den Himmel auffährt, während unsere muslimischen Glaubensschwestern und -brüder fasten müssen, verträgt sich für mich nicht mit dem christlichen Weltbild. Ich lehne die Himmelfahrt daher dieses Jahr ab“, erklärte beispielsweise der demokratisch gewählte Priester der österlichen Vollkornbiobrotgemeinschaft. An diversen Kirchen wurden vorsorglich die Kreuze verhängt. „Wir wollen nicht unnötig provozieren“, erfährt man als Begründung.

In den muslimischen Gemeinden nimmt man das plötzliche Interesse am Ramadan mit Befremden zur Kenntnis. „Wir Muslime fasten seit über 1000 Jahren, wir brauchen dazu keine öffentliche Anteilnahme“, heißt es mit leichtem Vorwurf. Für Frauke Klotzbach-Pimpelhuber ist das keine Lösung, weshalb sie den Muslimen kurzerhand das Recht abspricht, sich weiter zum Thema Ramadan zu äußern. „Die Toleranz gebietet es, dass Jeder auf Alles Rücksicht nimmt. Wenn die Muslime sich nicht daran stören wollen, dass im Ramadan Vatertag gefeiert wird, dann haben sie ein völlig falsches Toleranzverständnis und das dürfen wir nicht tolerieren! Bier saufen und Schweinefleisch grillen muss verboten werden. Nur das Schächten darf erlaubt bleiben. Das fällt nämlich unter die Religionsfreiheit.“

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Gender

KREUZNACH GENDERT STRASSEN

„Prost ihr Säcke, Prost du Sack!“, Das grölen sich seit jeher Abiturienten, Studenten und sonstige -enten beim fröhlichen Zechen zu. In Zeiten, wo schon Scherze über das dritte Geschlecht zur Staatskrise hochdiskutiert werden, ist der politisch korrekten Frau*In soetwas pflichtschuldigst zuwider. Das städtische Dezernat für Frauengleich- und -bevorrechtigung hat sich daher auf die Suche gemacht nach solchen und anderen Auswüchsen offen ausgelebter Männlichkeit.

Und man bzw. frau bzw. es wurde fündig. Aus einem als vertraulich eingestuften Bericht der Alles-Nivellierungs-Kommission geht Skandalöses hervor: Denn es gibt in der Stadt zwar mehre Sackgassen, aber nur ein Kaltes Loch. Im Ranking der geschlechtsneutralen Städte droht Kreuznach daher eine Herabstufung wegen Ungleichbehandlung der Geschlechter durch Straßennamen. Derzeit beraten die Gremien, wie aus der weibliche Anatomie passende Straßennamen gebildet werden könnte. Nicht wenige halten allerdings schon die durch eine Straße ausgelöste Assoziation per se für eine sexuelle Diskriminierung der Frau.

Währenddessen schritt die OB zur Tat, um das Problem von der anderen Seite anzugehen. Im Stadtteil Südost kastrierte sie kurzentschlossen zwei Sackgassen. Auf dem Foto sieht man sie beim entscheidenden Schnitt. Das maliziöse Lächeln dabei sei reiner Zufall, versichert der Pressesprecher. Gerüchten zufolge sollen kurzfristig noch weitere Aktionen dieser Art folgen, denn passend zum Fest erhalte man dadurch zugleich frohe Ostereier.

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Notre Dame

NOTRE DAME DE KH

So fürchterlich und schockierend der Brand in Paris auch sein mag – für Kreuznach könnte er von Vorteil sein. Denn weltweit bereiten sich gerade Architektenteams auf die Ausschreibung zum Wiederaufbau der Kathedrale vor. Und dafür gilt Kreuznach als das lebende Studienobjekt.

Die Touristinformation hat bereits ein Programm aufgelegt, um die Scharen der aus aller Welt anreisenden Planer zu kanalisieren:

1. Tag: Zur Einführung werden die Interessenten durch die Neustadt geführt. Dort können sie Erfahrungen sammeln zu der Frage, was passiert, wenn man alte Bausubstanz einfach verfallen lässt.

2. Tag: Sodann geht es ins Pariser Viertel, wo die Gäste lernen können, wie man möglichst billig saniert. Die Baustoffe Fliesen, Styropor und Plastikfolie werden dort einer genaueren Betrachtung unterzogen.

3. Krönung der Exkursion wird das weltweit bekannte Modell einer gelungenen Renovierung historischer Ruinen sein: Die Kauzenburg.

Die Stadtverwaltung erhofft sich bereits, Notre Dame de Paris bald als Miniatur-Kauzenburg zu sehen. Ein amerikanischer Fast-Food-Konzern soll zugesagt haben, die ungedeckten Renovierungskosten zu übernehmen, sofern auf den beiden Türmen sein leuchtendes Logo installiert wird.