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Kreuznachtillon

Corona-Abgabe

STADT ERHEBT CORONA-ABGABE

Diese Stadtratssitzung war nicht einfach, denn es musste zunächst mal ein Raum gefunden werden, in dem jedes Ratsmitglied zwei Meter entfernt vom anderen sitzt. Eine städtischen Turnhalle wurde so zum Schauplatz einer selbst für die Verhältnisse dieses Gremiums bizarren Sitzung. Aus symbolischen Gründen wurde sogar das Licht ausgeschaltet, „weil wir eh immer im Dunkeln tappen“ – so die Versammlungsleiterin.

Heimlich und ohne Öffentlichkeit, beschloss der Rat dann, wozu es nach einstimmiger Meinung keine Alternativen gibt: Wegen drastisch wegbrechender Parkgebühren werden künftig die Fußgänger zur Kasse gebeten. Jeder, der ab sofort eine öffentliche Parkfläche betritt, wird pauschal mit 1 Euro pro angefangener Stunde veranlagt. Um die neue Einnahmequelle ordentlich sprudeln zu lassen, wurden gleich etliche neue Parkflächen ausgewiesen. Auf Kornmarkt und Eiermarkt, in der ganzen Fußgängerzone sowie auf dem kompletten Bahnhofsvorplatz ist künftig das Parken ausdrücklich erlaubt. Gleiches gilt im Bahnhof selbst, auf allen Bahn- und Bürgersteigen sowie den städtischen Grünflächen. Die Gewobau ist beauftragt, sogar die Treppenhäuser ihrer zahlreichen Wohnblocks als öffentliche Parkfläche auszuweisen.

In der Kämmerei reibt man sich bereits die Hände: „Zunächst kassieren wir die Fußgänger ab. Wenn die Krise dann vorbei ist und die Leute tatsächlich die neuen Parkflächen nutzen, schränken wir das Parken wieder ein und zocken wie üblich die Autofahrer ab“, freut man sich dort.

Das böse Wort von der Corona-Abgabe will man allerdings vermeiden, denn die neue Abgabe soll bürgerfreundlich klingen. Um einen passenden Namen zu finden, wurden gleich drei Werbeagenturen damit beauftragt, die Fußgängerparkgebühr der Öffentlichkeit als echte Attraktion zu verkaufen. Und damit die Sache auch ausnahmsweise mal kein Fehlschlag wird, wurde zusätzlich ein Gutachterbüro engagiert, welches die Kosteneffizienz gewährleisten soll.

Die Stadtspitze feiert sich für ihre klaren Vorgaben: „Wenn die Gebühr mehr einbringt, als die Werbung kostet, bezahlen wir davon den Gutachter. Falls es für den Gutachter nicht reicht, beauftragen wir weitere Werbeagenturen. Es kann also nur ein Erfolg werden.“

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Fastnacht

CORONA CRUCENIA

Schock für die Fassenachter der Region: Wegen der befürchteten Corona-Pandemie hat die Landesregierung mittels Seuchenabwehrverordnung vom 18.2.20 alle chinesischen Produkte im Karneval verboten. Die Verordnung ist am 19.2.20 um Null Uhr inkraft getreten. Polizeikräfte sind gerade damit beschäftigt, einen Käfig um den Narrenkäfig aufzubauen. Dort soll kontrolliert werden, wer Kostüme „Made in China“ trägt. Erst nach Ablegen solcher Kleidungsstücke wird Zutritt zum inneren, dem eigentlichen Narrenkäfig gewährt.

Fachleute erwarten eine extrem leicht bekleidete Weiberfastnacht. „Meine Kostüme sind durchweg Chinaware, ich werde wohl nackt gehen müssen“, wird der Ordnungsdezernent zitiert. Das nächste Drama droht dann zur Kreiznacher Narrefahrt. Die beliebten „Kamellschjer“ werden nämlich fast ausschließlich in China produziert und müssen daher vor Umzugsbeginn komplett abgegeben werden. Speziell ausgebildetes Personal des Abfallwirtschaftsbetriebes (erkennbar an Schutzanzügen und Atemmasken) wird das Wurfmaterial konfiszieren und strahlungssicher im Radonstollen einlagern bis die Entsorgungsfrage geklärt ist. Zugelassen sind als Wurfgeschosse nur noch regionale Produkte, was die Oberbürgermeisterin pflichtschuldigst begrüßt: „Wir fördern damit letztlich auch die heimische Wirtschaft. Ich freue mich darauf, dass die Narren endlich mal wieder die Klassiker werfen, also Weck, Worscht und Weinflaschen.

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Wahlbetrug

NEUE OB GESUCHT

Über 8000 Stimmen!

Sieht man einmal von der unerklärlichen Wettbewerbsverzerrung durch die Freunde hoher Spritpreise ab, hat sie ganz klar das beste Einzelergebnis eingefahren: die Oberbürgermeisterin. 8000 Stimmen, das ist etwa so viel wie alle kleinen Parteien zusammen. Sie ist also ein echtes politisches Schwergewicht, die Oberbürgermeisterin.

Daher verwundert es nicht, dass sie ihrer Verantwortung gerecht wird und das ihr anvertraute Ratsmandat selbstverständlich annehmen will. Zwar sagt die Gemeindeordnung, dass Oberbürgermeister automatisch Mitglied des Stadtrates sind, weshalb es eigentlich eine Fake-Show war, überhaupt zu kandidieren. Es steht den Hauptamtlichen aber selbstverständlich frei, das Hauptamt niederzulegen, um das 8000 Stimmen schwere Ehrenamt wahrzunehmen.

Angesichts von mittlerweile 11 Gruppierungen im Kreuznacher Stadtrat und künftigen Mehrheiten, die hinsichtlich ihrer Stabilität an das gute alte Mikado erinnern, verdichten sich die Gerüchte, dass die OB hinschmeißt. „Warum soll ich mir ständig neue Stimmen suchen, wenn ich schon 8000 habe?“, wird sie von Insidern zitiert. Und dabei hat sie Unterstützung von ganz oben. Gott persönlich, bei den Sozen (noch) Nahles genannt, hat bereits gesprochen: „8000 Stimmen – das sind derzeit etwa 10 Prozent unserer bundesweiten Wählerschaft. Darauf können wir nicht verzichten.“

Und so wird die Stadt Bad Kreuznach sich wohl bald für den nächsten Wahlkampf rüsten müssen. Denn die OB will das Vertrauen von 8000 Stimmen nicht missbrauchen und wird ihr bisheriges Amt zur Verfügung stellen. Politiker aller Couleur zollen ihr bereits Respekt: „Das ist ein herausragendes Beispiel für glaubwürdige Politik. Endlich werden die Wähler mal nicht für dumm verkauft.“

Wer jetzt allerdings ernsthaft glaubt, dass diesen hehren Worten auch Taten folgen, hat immer noch nicht begriffen, was wir sind: Stimmvieh, über das sie in ihren Hinterzimmern lachen. Mehr nicht.

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Vatertag

VATERTAG ABGESAGT

Seit wann es Brauch ist, an Christi Himmelfahrt saufend einen ominösen Vatertag zu feiern, lässt sich nicht mehr klären. Fest steht nur, dass gestandenen Katholiken die Zweckentfremdung des Feiertages seit jeher ein Dorn im Auge ist. Interessiert hat das bisher niemanden, aber jetzt kommt Bewegung in die Sache. Denn der diesjährige Vatertag fällt in den Ramadan.

Bedenkenträger und Toleranzapostel schlagen allerorten die Hände über dem Kopf zusammen: Alkohol und Grillen in der muslimischen Fastenzeit? Ein Unding! Frauke Klotzbacher-Pimpelhuber, die von keinem außer sich selbst Beauftragte für Integration, Toleranz und Tierrechte (BITTCH) hat den Vatertag bereits zu einem Tag des kollektiven Mitfastens erklärt und fordert, dass die Bierstände nur vor und nach Sonnenaufgang zapfen dürfen.

Bei christlichen Gläubigen kam unterdessen kurz Hoffnung auf, Christi Himmelfahrt könne nun im ursprünglichen Sinne und ohne Saufexzesse begangen werden. Daraus wird aber ebenfalls nichts, da modernistisch veranlagte Geistliche auch darin einen Konflikt sehen: „Dass der Sohn Gottes in den Himmel auffährt, während unsere muslimischen Glaubensschwestern und -brüder fasten müssen, verträgt sich für mich nicht mit dem christlichen Weltbild. Ich lehne die Himmelfahrt daher dieses Jahr ab“, erklärte beispielsweise der demokratisch gewählte Priester der österlichen Vollkornbiobrotgemeinschaft. An diversen Kirchen wurden vorsorglich die Kreuze verhängt. „Wir wollen nicht unnötig provozieren“, erfährt man als Begründung.

In den muslimischen Gemeinden nimmt man das plötzliche Interesse am Ramadan mit Befremden zur Kenntnis. „Wir Muslime fasten seit über 1000 Jahren, wir brauchen dazu keine öffentliche Anteilnahme“, heißt es mit leichtem Vorwurf. Für Frauke Klotzbach-Pimpelhuber ist das keine Lösung, weshalb sie den Muslimen kurzerhand das Recht abspricht, sich weiter zum Thema Ramadan zu äußern. „Die Toleranz gebietet es, dass Jeder auf Alles Rücksicht nimmt. Wenn die Muslime sich nicht daran stören wollen, dass im Ramadan Vatertag gefeiert wird, dann haben sie ein völlig falsches Toleranzverständnis und das dürfen wir nicht tolerieren! Bier saufen und Schweinefleisch grillen muss verboten werden. Nur das Schächten darf erlaubt bleiben. Das fällt nämlich unter die Religionsfreiheit.“

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Gender

KREUZNACH GENDERT STRASSEN

„Prost ihr Säcke, Prost du Sack!“, Das grölen sich seit jeher Abiturienten, Studenten und sonstige -enten beim fröhlichen Zechen zu. In Zeiten, wo schon Scherze über das dritte Geschlecht zur Staatskrise hochdiskutiert werden, ist der politisch korrekten Frau*In soetwas pflichtschuldigst zuwider. Das städtische Dezernat für Frauengleich- und -bevorrechtigung hat sich daher auf die Suche gemacht nach solchen und anderen Auswüchsen offen ausgelebter Männlichkeit.

Und man bzw. frau bzw. es wurde fündig. Aus einem als vertraulich eingestuften Bericht der Alles-Nivellierungs-Kommission geht Skandalöses hervor: Denn es gibt in der Stadt zwar mehre Sackgassen, aber nur ein Kaltes Loch. Im Ranking der geschlechtsneutralen Städte droht Kreuznach daher eine Herabstufung wegen Ungleichbehandlung der Geschlechter durch Straßennamen. Derzeit beraten die Gremien, wie aus der weibliche Anatomie passende Straßennamen gebildet werden könnte. Nicht wenige halten allerdings schon die durch eine Straße ausgelöste Assoziation per se für eine sexuelle Diskriminierung der Frau.

Währenddessen schritt die OB zur Tat, um das Problem von der anderen Seite anzugehen. Im Stadtteil Südost kastrierte sie kurzentschlossen zwei Sackgassen. Auf dem Foto sieht man sie beim entscheidenden Schnitt. Das maliziöse Lächeln dabei sei reiner Zufall, versichert der Pressesprecher. Gerüchten zufolge sollen kurzfristig noch weitere Aktionen dieser Art folgen, denn passend zum Fest erhalte man dadurch zugleich frohe Ostereier.